Samstag, 8. Juni 2013

Prozess Inge Hannemann

Gestern in Hamburg:
 Es war sehr schön, Inge zu unterstützen!
Sie war dort mit einem Riesen-Aufgebot von Presse, dann auch von vielen Hamburger Fans und uns aus Berlin umgeben. Der Gerichtssaal war dann auch völlig überfüllt.
 Die Repräsentanten des Jobcenters versuchten, unsichtbar zu sein. Als wir sie endlich entdeckten und ich ihnen vor den laufenden Kameras der Presse die 16-tausendfach unterschriebene Petition „Sanktionsfreiheit für Inge Hannemann“ und jeweils ein Exemplar des Grundgesetz überreichen wollte, liefen sie einfach vor mir fort.
 – Die Anhörung war interessant – das Jobcenter hatte ursprünglich anscheinend Massen Materials vorgelegt, welches sich nicht auf Inge bezog, und stütze sich in seinen Begründungen, Inge sanktionieren zu wollen, auf Berichte, die DIE PRESSE über Inge brachte. Aus dem Arbeitsverhältnis selbst war wohl nichts gegen Inge zu berichten. Man brachte zur Verhandlung allerdings einen neuen dicken Aktenordner mit – dessen Inhalt noch völlig ungeklärt ist.
 Die Richterin traf zunächst „inhaltlich keine Entscheidung“. Ein neuer Termin wird einberaumt werden.
 Im Übrigen bin ich mit dem Jobcenter absolut EINER Meinung, dass Inge nicht mehr in ihrer alten Stelle arbeiten kann! Sie gehört aber nicht DEGRADIERT, wie das Jobcenter das gerne möchte (man hat versucht, ihr eine minderwertigste Arbeit in der einfachen Dateneingabe zuzuweisen) – sie gehört BEFÖRDERT und GESTÄRKT, damit sie auch den anderen Mitarbeitern zeigen kann, wie man auf der Grundlage von Verfassung und Menschenrechten agieren und den Menschen ohne Sanktionen zu einem lebenswerten Dasein verhelfen kann.


Drei Fernsehberichte über den Prozess um Inge Hannemann:
http://www.rtlregional.de/player.php?id=23920
http://www.hamburg1.de/aktuell/Prozess_von_HartzIVRebellin_vertagt-16929.html
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/media/hamj27433.html

 

12 Kommentare:

  1. Bei allem Respekt für Inge Hannemann, sie gehörte nun mal zu den Tätern und nicht zu den Opfern.
    Wenn sie auch jetzt von den Tätern geopfert werden soll, sollte diese Tatsache nicht unter den Teppich gekehrt werden.

    Außerdem fällt mir auf, dass die Presse recht ausgewogen über Inge Hannemann berichtet. Wenn ich mir dagegen die Presseberichte über Ralph durchlese kommt in mir der Verdacht hoch, dass wir in einer Tätergesellschaft leben.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Eher eine Leugnergesellschaft.^^
      Inge ist im Vorteil, da sie nur punktuell kritisiert und lediglich ein kleines Symptom bemängelt, welches nur eine Minderheit betrifft, während Ralph sich schon ein Stück weit an "die Systemfrage" herantraut und damit zwangsläufig das Verhalten aller Bürger in Frage stellt - der Beißreflex des reaktionären Mainstreams ist da halt ebenso vorprogrammiert, wie die Verständnisprobleme bei unseren lemminghaften Mitbürgern.
      Hinzu kommen ihr Lebenslauf und ihre doch eher zurückhaltende, förmliche Art, die einfach kaum Spielraum für eine Diskreditierung ihrer Person bieten.

      Löschen
  2. sehr gute unterstützung, für eine sehr gute sache, durch eine sehr engagierte frau

    AntwortenLöschen
  3. Etwas anderes war nicht zu erwarten.
    Sicherlich ist dem Arbeitsgericht erst jetzt deutlich geworden, um was es hier tatsächich geht.

    Das die Anweisungen des Jobcenters dem Grundgesetz widersprechen, ist uns allen klar.
    Auch das große Teile der Presse nicht die tatsächlichen Gründe offenlegen, war ebenfalls zu erwarten.

    Denn der eigentliche Skandal besteht nach wie vor darin, dass rot/grün und schwarz/gelb an einem Gesetz festhalten, dass dem Grundgesetz und der europäischen Menschenrechtskonvention widersprechen.
    Gerade in den letzten Jahren wurde sehr deutlich, dass immer massiver versucht wird, das Grundgesetz auszuhöhlen und zu umgehen. Damit wird ebenfalls sehr deutlich, dass es nicht mehr um Demokratie geht, sondern um die Verstärkung des Neoliberalismus und den Ausbau der Wirtschaftsmacht.

    Die Jobcenter sind dabei ja “nur” die ausführenden Organe dieser Gesetzgebung und somit wird
    natürlich mit allen Mitteln versucht, den eigentlichen Skandal “intern” zu regeln, damit der breiten
    Öffentlichkeit die Brisanz des Ganzen möglichst verborgen bleibt.
    Da in dieses perfide Spiel nicht nur rot/grün und schwarz/gelb verstrickt ist, sondern auch ein großer Teil der Wirtschaft und Medien (insbesondere ist hier die Bertelsmann-Gruppe zu nennen, dessen direkter Einfluss auf die “Ausgestaltung” des SGB II ja bekannt sein sollte), wird mit
    “aller Macht” versucht, diese Situation so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
    Erfahrungsgemäß dauert es ja etliche Jahre, bis ein Betroffener durch alle Instanzen es endlich bis zum Bundesverfassungsgericht geschafft hat, welches leider nur auf die Klageinhalte ( bis jetzt nur die
    Höhe des Regelsatzes) eingehen kann und somit bisher auch nicht die Sanktionen behandelt hat.

    Dies wurde sicherlich schon bei der eigentlichen Gesetzgebung des SGB II berücksichtigt und einkalkuliert.

    Das auch die Annahme des Grundgesetz und der Unterschriftensammlung abgelehnt wurde, macht dabei das Ganze nur noch deutlicher.

    Es geht schon lange nicht mehr um das Volk, oder sollte man besser sagen “den Pöbel”?

    Aber es gibt nun einmal Menschen, wie Frau Hannemann, Ralph Boes und andere, die “dummerweise” alle rechtlichen Mittel ausschöpfen und sich publik machen, um diesen Skandal zu bekämpfen.
    Und die Solidarität zu diesen Menschen wächst beständig und immer stärker!

    Also heißt es, unbeirrt weiter machen und zur anstehenden Bundestagswahl diesen Machenschaften ein Ende zu setzen, was besonders für die bisherigen Nichtwähler gilt!

    Ich empfehle drinden, "Die Linke" zu wählen!

    AntwortenLöschen
  4. "Im Übrigen bin ich mit dem Jobcenter absolut EINER Meinung, dass Inge nicht mehr in ihrer alten Stelle arbeiten kann! Sie gehört aber nicht DEGRADIERT, wie das Jobcenter das gerne möchte (man hat versucht, ihr eine minderwertigste Arbeit in der einfachen Dateneingabe zuzuweisen) – sie gehört BEFÖRDERT und GESTÄRKT, damit sie auch den anderen Mitarbeitern zeigen kann, wie man auf der Grundlage von Verfassung und Menschenrechten agieren und den Menschen ohne Sanktionen zu einem lebenswerten Dasein verhelfen kann."

    Einerseits JA, andererseits NEIN, denn Frau Hannemann arbeitet gern direkt mit den Menschen, sie möchte gar nicht "höher hinaus" (nehme ich an) sie will das Grundgesetzwidrige an der Umsetzung vom SGB II abgeschafft wissen.

    An erster Stelle müssen die Drohungen, Erpressungen und Kürzungen durch die JobCenter aufhören.



    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, sie sollte Chef in ihrem Jobcenter werden, und als erster Sanktionen streng: VERBIETEN!

      Löschen
  5. Frau Hannemann war gut 7 Jahre beim JC tätig, erhielt sogar Belobigungen und war als Teamleiterin aktiv in ihrer Arbeit.Wieso benötigte sie so viel Zeit um endlich aufzustehen?
    Wenn man in ihren Blog schaut kann man fest stellt wie man, so berichtete sie, Teamleiterin wird, dann läuft einem das Grausen über den Rücken.Sie behauptet nur 3 Mal sanktioniert zu haben, gleichzeitig behauptet sie , dass es eine Sanktionsquote gibt.Wenn sie die nie eingehalten hat, wieso wurde sie befördert, wo sie doch aussagt, dass der Einhalt der Quote eine Chance auf Beförderung sichert??
    Da scheint Herr Boes anders über die Menschen zu denken, er ruft immer wieder dazu auf die HartzIV Empfänger zu unterstützen, einen Art Wall um sie zu bauen, vor allem die, die sanktioniert wurde. Bei Frau Hannemann kommt der HartzIV Empfänger nur vor, wenn es um sie selbst geht.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Luftikus, schon mal gehört, dass Menschen sich ändern, weil sie erkennen, was Unrecht ist? Hannemann war Teil des Systems, sie hat auch zugegeben, dass sie den Job bei der arge auch angenommen hat damals, weil sie eine finanziell verlässliche Stelle wollte. Das ist absolut legitim und selbst wenn sie 10 Mal sanktioniert hätte, egal. Mir ist es wichtig, dass jemand Einsicht zeigt, den richtigen Weg erkennt und dafür kämpft. Es gibt viele vielleicht, die erkennen, dass ihr handeln falsch ist, es trotzdem weiter tun, weil es ihr Vorteil ist. Frau Hannemann tut das nicht. Sie verfolgt ihren Weg und nimmt persönliche Konsequenzen in Kauf. Das ist Courage! Natürlich mindert das nicht die Courage von Ralph. Aber beides zu vergleichen ist fies. Denn es ist einfacher unrecht zu erkennen wenns einen selbst betrifft, als aus der Perspektive des warmen Büros, von dem man die "Kälte" nicht spüren kann!
      Außerdem muss ich das mal als Mann sagen, Frau Hannemann hat Eier, obwohl sie eine Frau ist, von der manche meiner protzigen Mitstreiter nur Träumen können. Hut ab und weiter so Frau Hannemann!!!

      Löschen
  6. Nebenbemerkung

    Die Rede, die John F. Kennedy das Leben kostete

    http://www.youtube.com/watch?v=lOr17X8Td8I

    Und was hat das mit der BRD zu tun?

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Ralph
    Dein neues Plakat eher hilflos bis peinlich. So wird das nichts. Kommunikation läuft in 2013 anders ab. Gruß Heiko

    AntwortenLöschen
  8. Nebenbemerkung/ Verwaltungsdiktatur

    Wir leben in einer Verwaltungsdiktatur, die mittels Systemidioten gegen die Bürger, bis zur totalen "Betreuung" arbeitet. Die Freiheit und Unabhängigkeit mündiger Bürger wird dadurch abgeschafft. Und das alles unter dem Vorwand verdrehter Notwendigkeit.

    LG Montechristo

    Tipp: www.thrivemovement.com

    AntwortenLöschen
  9. 'sie gehört BEFÖRDERT und GESTÄRKT,'
    -
    Richtig! z.B. Bundesagentur für Arbeit - „Internen Revision SGB II“ versetzen und die Missstände dort erkennen, benennen, abstellen! (Hartz IV wenigstens ein menschliches Gesicht verpassen.)

    AntwortenLöschen

Liebe Schreiberin, lieber Schreiber - ich freue mich über ihre Kommentare und veröffentliche sie so schnell wie möglich. Ich bitte allerdings, sich strikt ans Thema des Posts zu halten. Für die Bezugnahme auf Ihren Eintrag durch Andere wäre es sehr schön, die Kommentare würden mit NAMEN (oder Kürzel) versehen werden. MfG, Ralph Boes